Warum EH40 weder ökologisch noch wirtschaftlich sinnvoll ist

Die Baukrise lässt sich gut in einem Wort zusammenfassen: Kostenfalle. Der Staat macht Bauen unglaublich teuer. Die Staatsquote beim Bauen liegt bei fast 40%.
Doch nicht nur das: Der Staat erhöht den Kostendruck auch durch seine überambitionierten Energieeinsparvorschriften – und das, obwohl deutsche Häuser EU-weit nach Norwegen auf Rang zwei der bestisolierten Gebäude liegen.

EH40 & EH55 – was ist das eigentlich?

EH40 und EH55 – diese Abkürzungen werden oft genannt, wenn es ums Bauen geht. Doch worauf beziehen sie sich eigentlich? Konkret geht es um ein Referenzhaus aus dem Jahr 1990, dessen durchschnittlicher Energieverbrauch der Maßstab für die EH-Standards ist. Bei EH55 darf man 55 Prozent der CO2 Emissionen im Vergleich zu 1990 ausstoßen, bei EH40 nur noch 40 Prozent. Bei dem Standard EnEV (2014) waren es noch 70 Prozent des Energieausstoßes im Vergleich zu 1990.

2014 mussten Bauherren 30 Prozent Energie einsparen und erhielten großzügige Abschreibungsmöglichkeiten und vergünstigte Kredite durch die KfW.

Zehn Jahre später, 2024, vergibt die KfW Kredite in einer Höhe von 100.000 – 150.000 EUR nur noch für Projekte nach dem EH40 Standard. Nach dem letzten Krisengipfel im Kanzleramt im September 2023 wurde beschlossen, dass EH40 als verpflichtender Neubaustandard ab 2025 zugunsten von EH55 ausgesetzt werden soll. Förderungen erhält man bei EH55 jedoch nicht mehr.

Was auf den ersten Blick nach einem durchdachten Stufenplan aussieht, ergibt in der marktwirtschaftlichen Realität wenig Sinn: Verglichen mit dem Standard EnEV 2014, betragen die Einsparungen durch Energieeffizienz bei EH40 innerhalb von 20 Jahren rund 65.000€ – bei Investitionskosten von knapp 310.000€. Bei EH55 reduzieren sich die Energiekosten innerhalb von 20 Jahren um rund 57.000€ – bei einem Investitionsbedarf von rund 205.000€.

EH-Goldstandard

In Europa hat man sich in Brüssel am 8. Dezember 2023 auf eine neue Gebäude-Effizienzrichtlinie geeinigt. Neben diversen Emissionsreduktionszielen im Gebäudesektor wurde darin auch festgelegt, dass ab 2030 alle neuen Gebäude klimaneutral gebaut und instandgehalten werden sollen. Der konkrete Weg dahin ist allerdings unklar, da die EU nur die prozentualen Einsparziele vorgibt und den Mitgliedsstaaten die genaue Ausgestaltung der Gesetze auf dem Weg dorthin überlässt.

Deutschland ist in politischer Hinsicht ein Musterschüler: Nach den KfW-Förderprogrammen, die im Februar 2024 wieder angelaufen sind, werden nur Gebäude gefördert, die klimaneutral und ausschließlich aus nachhaltigen Energiequellen betrieben werden. Damit sind die neuen KfW-Richtlinien strenger als eigentlich erforderlich.

Deutschland greift in dieser Hinsicht den EU-Zielen fünf Jahre zuvor – Zeit, welche Politik und Wirtschaft eigentlich bräuchten, um die Transformation sozial und wirtschaftlich verträglich umzusetzen.

Der europäische Vergleich

Wie gehen eigentlich andere europäische Länder mit den EU-Richtlinien um?
Stellen sie in Sachen Energieeffizienz auch solche hohen Anforderungen an die Bauherren, wie Deutschland es tut?

Schaut man sich in Europa um, wird das deutsche Musterschüler Streben um EH55 und EH40 noch deutlicher. Die niederländische Effizienzklasse A bei Gebäuden entspricht der deutschen Effizienzklasse C. Was in Frankreich eine solide B-Klasse ist, ist in Deutschland nur die Effizienzklasse D.

Und Schweden verfolgt beispielsweise einen ganz anderen Weg. Dort hat man abgewogen zwischen Investitionen in die Energieeffizienz von Gebäuden und Investitionen in eine nachhaltige (Fern)Wärmeversorgung. Das Ergebnis: Staatlich geförderte, aus nachhaltigen Energien bezogene Fernwärme wird priorisiert. So sind die Häuser in Schweden im Schnitt zwar weniger energieeffizient als hierzulande, aber durch die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien weisen sie eine bessere Klimabilanz auf.

Zusammengefasst: In Deutschland erhöhen staatliche Quoten und strikte Energieeinsparvorschriften die Baukosten, obwohl Gebäude schon sehr gut isoliert sind. EH40 und EH55 setzen mit ihren CO2-Emissionsreduktionen strenge Standards. Im europäischen Vergleich sind Deutschlands Anforderungen besonders hoch, während andere Länder wie Schweden auf erneuerbare Energien setzen. Die EU strebt ab 2030 nur klimaneutrale Neubauten an, ein Ziel, das Deutschland schon übertrifft, was die Umsetzung der Energiewende komplex macht. Eine faire Kostenverteilung zwischen Staat und Bürgern ist für die Erreichung der Energiesparziele essenziell.